HIV/Aids in Deutschland und NRW: Zahlen 2019 veröffentlicht

Zum Welt-Aids-Tag am 1. Dezember 2020 hat das Robert-Koch-Institut (RKI) im jüngsten Epidemiologischen Bulletin die aktuellen Zahlen zu HIV und Aids in Deutschland sowie den einzelnen Bundesländern (Stand: Ende 2019) veröffentlicht. Die Zahl der HIV-Neuinfektionen in Deutschland wird für das Jahr 2019 auf 2.600 geschätzt, dies entspricht einem Anstieg gegenüber der Schätzung für 2018 (+180 Neuinfektionen). Der Anstieg verteilt sich vor allem auf die Übertragungswege heterosexuelle Kontakte (+100) und intravenösen Drogengebrauch (+70).

Geschätzt 360 aller Neuinfektionen gehen auf i.v. Drogengebrauch zurück, dies entspricht knapp 14 Prozent. Davon entfallen auf NRW geschätzt 80 HIV-Neuinfektionen bei i.v. drogengebrauchenden Menschen (+10 gegenüber 2018), dies entspricht knapp 15 Prozent der geschätzt insgesamt 540 Neuinfektionen in NRW.

Nachdem in der Vergangenheit lange Zeit eine rückläufige Entwicklung der Infektionszahlen bei drogengebrauchenden Menschen zu beobachten war, gibt es nun seit mehreren Jahren einen steigenden Trend auf niedrigem Niveau. Dieser ist vor allem auf Infektionscluster in Großstädten zurückzuführen, so zum Beispiel auch 2018 in Köln. Das RKI zieht hierfür verschiedene Gründe in Betracht, einer davon könnte der vermehrte Gebrauch neuer psychoaktiver Substanzen sein, die mit höheren Injektionsfrequenzen verbunden sind. Zur weiteren Erforschung plant das RKI ab 2021 eine DRUCK-Studie 2.0.

Während die HIV-Neuinfektionen auf Modellierungen des RKI beruhen, beziehen sich die HIV-Erstdiagnosen auf die übermittelten Meldedaten. Diese spiegeln also nicht zwingend das aktuelle Infektionsgeschehen, aber zum Beispiel die Verfügbarkeit von Testangeboten wieder. Für das Jahr 2019 wurden insgesamt 3.300 HIV-Erstdiagnosen bundesweit gemeldet, dies entspricht ebenfalls einem Anstieg im Vergleich zu 2018 (+180 Erstdiagnosen). Ca. 1100 Menschen wurden erst diagnostiziert, als bereits ein schwerer Immundefekt vorlag, ca. 510 bereits mit Aids-definierenden Erkrankungen.

Die Gesamtzahl aller Menschen mit HIV in Deutschland beträgt nach den Schätzungen des RKI Ende 2018 rund 90.700, davon 8.300 drogengebrauchende Menschen (ca. 9 Prozent). In NRW leben ca. 17.700 Menschen mit HIV, davon geschätzt 1.600 drogengebrauchende Menschen (ca. 9 Prozent). 87 Prozent der Menschen mit HIV in NRW sind diagnostiziert, von diesen Menschen wiederum sind 97 Prozent in Therapie. Es ist davon auszugehen, dass dieser Anteil bei drogengebrauchenden Menschen deutlich geringer ist: Die DRUCK-Studie des RKI (2016) hatte eine Behandlungsquote von nur 55 Prozent unter drogengebrauchenden Menschen mit HIV aufgezeigt.

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