Eckpunktepapier für ein Umdenken in der Gesundheitsarbeit der Drogenhilfe

Die aidshilfe dortmund hat in Kooperation mit Gilead Sciences GmbH ein neues Eckpunktepapier veröffentlicht, das auf den Ergebnissen und Empfehlungen zur Überwindung von Versorgungsbarrieren drogengebrauchender Menschen aus der Studie „we care“ beruht. Die Studie hat hinderliche und förderliche Faktoren für die Wahrnehmung von Hepatitis-C-Testangeboten und die Aufnahme einer Behandlung identifiziert und daraus nun praktische Handlungsanleitungen für die Drogenhilfe entwickelt.

Die Studie zum Hepatitis-C-bezogenen Gesundheitsverhalten drogengebrauchender Menschen war zum Welt-Hepatitis-Tag am 28. Juli 2020 veröffentlicht worden. Das neue Eckpunktepapier präsentiert noch einmal pointiert und graphisch neu aufbereitet die wesentlichen Ergebnisse und Empfehlungen der Studie und damit ein lebensweltorientiertes Konzept für Hepatitis-C-spezifische Versorgungsmodelle in der Drogenhilfe.

Einige der wichtigsten Eckpunkte in Kürze:


Barrieren für die Inanspruchnahme von Testangeboten:

  • fehlende subjektive Relevanz und Priorität
  • Verdrängung angesichts ihres „Drogenalltags”
  • starke Abwehr der eigenen Betroffenheit und des eigenen Risikos
  • mangelhaftes – und falsches – Wissen
  • Szene-Mythen und nicht-rationale Risikoeinschätzungen überwiegen
  • Testmöglichkeiten, obwohl bekannt, werden wenig genutzt und brauchen aktive Ansprache
  • fehlendes „Bewusstsein“ in der Szene, sich „einfach“ testen zu lassen
  • Angst vor positivem Testergebnis und dessen Konsequenzen (z.B. die Angst, der*die substituierende Ärzt*in erfährt vom Beikonsum)

Barrieren für die Aufnahme einer Behandlung:

  • Dominanz anderer Alltagsprobleme (wie z.B. Suchtdruck, psychische Erkrankungen, prekäre Wohnsituation, exzessive Konsumphasen)
  • negative Lebensperspektive
  • mangelnde Selbstwirksamkeitserfahrungen/-erwartungen
  • Hemmung vor Kontakt mit Ärzt*innen
  • schlechte Einbindung in das Gesundheitssystem
  • fehlende Transparenz der Therapie-Rahmenbedingungen (wie z.B. Anforderungen an Adhärenz, Kosten, praktische Umsetzung, Ablauf etc.)
  • HCV-Therapie könnte dem/der Ärzt*in oder der Familie fortgesetzten Drogenkonsum offenbaren
  • Nutzen der Behandlung unklar oder in Zweifel gestellt

Sechs „Eckpunkte für die Tagesarbeit“ zur besseren Erreichbarkeit von drogengebrauchenden Menschen für Hepatitis-C-spezifische Angebote in der Drogenhilfe wurden entwickelt:

  • Positive Perspektiven aufzeigen
  • Wissen mit Nutzen verbinden
  • Peer-to-Peer und Erfolgsgeschichten einbinden
  • Gesundheitsverhalten kontinuierlich fördern
  • Individuelle Situation ansprechen
  • In Alltagsroutine integrieren

Ausführungen zu den einzelnen Punkten und weitere wichtige Empfehlungen finden Sie im Eckpunktepapier.