Aktivitätsdaten sind die grundlegenden Daten der Einrichtung; sie zeigen, ob das Beratungs- und Testangebot wie vorgesehen funktioniert. Dazu können auch Nutzerbefragungen zur Zufriedenheit und individuelles Feedback der Klient*innen gehören.

Für eine umfassende Übersicht des Beratungs- und Testangebots solltest du alle Aktivitäten und Klient*innenkontakte erfassen, einschließlich derer, die nicht zur Durchführung des Tests führen.

Dieses ist einerseits für die Qualitätssicherung deines Angebots wichtig, zum Beispiel um regelmäßig auswerten zu können, was gut läuft und wo es Barrieren oder Bedarfe gibt, die im Angebot noch nicht berücksichtigt sind. Andererseits ist die Datenerhebung in der Regel auch wichtig für die Arbeits- und Verwendungsnachweise deiner Zuwendungsbeber*innen. Welche Daten du erhebst, ist sehr von deinem Angebot und den Vorgaben deiner Finanzierung abhängig.

Als Anregung kann dir ein Auszug aus der Datenerhebung des Checkpoint Athen dienen:

1. Anzahl der Beratungs- und Testtermine
2. Prozentualer Anteil der Termine für Testung / Beratung / Bestätigungstest / Testbefund / Weiterverweisung
3. Prozentualer Anteil von Männern bzw. Frauen
4. Prozentualer Anteil der Altersgruppen
5. Prozentualer Anteil bestimmter Bevölkerungsgruppen

(…)

24. Prozentualer Anteil der mit dem Zugang zum Angebot zufriedenen Klient*innen
25. Prozentualer Anteil der mit den Öffnungszeiten zufriedenen Klient*innen
26. Prozentualer Anteil der mit der Wartezeit auf ihren Termin zufriedenen Klient*innen
27. Prozentualer Anteil der mit der allgemeinen Atmosphäre des Angebots zufriedenen Klient*innen
28. Prozentualer Anteil der mit dem Verhalten und der Freundlichkeit des Personals zufriedenen Klient*innen
29. Prozentualer Anteil der mit der Vertraulichkeit zufriedenen Klient*innen
30. Prozentualer Anteil der mit der Dauer des Testverfahrens zufriedenen Klient*innen
31. Prozentualer Anteil der mit den Pre- und Post-Test-Beratungseinheiten zufriedenen Klient*innen
32. Prozentualer Anteil der Klient*innen, die aufgrund ihrer Zufriedenheit den Checkpoint Athen für zukünftige Tests wählen würden.

Zu den Aktivitätsdaten gehören neben den Daten zu durchgeführten Tests (siehe nächster Stichpunkt: Testergebnisse dokumentieren) die Anzahl persönlicher, telefonischer sowie Online-Anfragen, Webseitenbesuche und Einsätze in der aufsuchenden Arbeit sowie die Anzahl der verteilten Safer Use-Utensilien, Kondome und Informationsmaterialien.

Datenerfassungsinstrumente sind unter anderem Erfassungsbögen für den Publikumsverkehr, Aktivitätsberichte und Inventurformulare, die von Haupt- und Ehrenamtlichen im Zuge des normalen Betriebsablaufs ausgefüllt werden, sowie die von Auftragsnehmern erhaltene Webseiten-Hosting-Berichte.

Diese Daten können dann mit den in der Projektplanung vereinbarten Zielvorgaben verglichen und über einen längeren Zeitrahmen überprüft werden.

Die Erhebung von Zufriedenheitsdaten von Klient*innen erfordert, dass diese über routinemäßige Papier- oder elektronische Evaluierungsbögen, oder auch in größeren Zeitabständen in Form von regelmäßigen Umfragen um Rückmeldung gebeten werden. Qualitative Informationen wie Beschwerden, Kommentare und Vorschläge (schriftlich oder verbal und vom Personal notiert) können sehr hilfreich sein, um mögliche Gründe für Trends in den Aktivitätsdaten zu erkennen.

Aktivitätsdaten und die Ergebnisse von Umfragen zur Zufriedenheit der Klient*innen stellen wichtige Beiträge zur Qualitätsentwicklung dar. Der notwendige Aufwand der Erhebung, Analyse und Auswertung der Daten sollte jedoch im Verhältnis zum Umfang des Beratungs- und Testangebots stehen. Sammle nur Daten, die du auch auswerten und nutzen kannst.

Eine gute Übersicht zur Entwicklung gibt der Leitfaden von in-form. Dieser betrifft zwar das Thema Ernährung, erklärt aber die wichtigsten Grundlagen der Evaluation in gesundheitsbezogenen Themen. Auch auf der Seite von quint-essenz aus der Schweiz finden sich viele nützliche Tipps und Tools.

Welche Daten zu Reichweite und Zufriedenheit erhoben werden können, hängt von den vorhandenen Angeboten sowie nutzerspezifischen Kriterien ab. Viele Klient*innen werden sich nicht die Zeit nehmen, nach dem Beratungs- und Testangebot auch noch einen Evaluierungsbogen auszufüllen, andere werden sich zu sehr um Datenschutz und Anonymität Sorgen machen.

Beispiel für einen sehr kurzen Auswertungsbogen mit den wichtigsten Infos: Bewertung von 1 (gar nicht) bis 5 (sehr).

1. Hast du das Umfeld im Testangebot (Empfang, Test-/Beratungszimmer) als freundlich empfunden?
2. War das Personal so freundlich wie erwartet?
3. Hattest du im Falle eines positiven Testbefunds das Gefühl, dass das Personal die Vertraulichkeit missachten könnte?

Alternativen zur Kostensenkung:

• für Berichterstattungspflichten (z. B. an Geldgeber oder Behörden) erhobene Aktivitätsdaten und intern benötigte Daten angleichen
• diejenigen Haupt- und Ehrenamtlichen mit der Datenerhebung beauftragen, die diese im Zuge ihrer Routineaufgaben dokumentieren können, z. B. Empfangspersonal, das während der Beantwortung von Anrufen telefonische Anfragen dokumentiert, oder Kolleg*innen in der aufsuchenden Arbeit, die die Bestände an Konsumutensilien dokumentieren.

Instrumente wie Succeed, QIP (www.quality-action.eu), EQUIHP (European Quality Instrument for Health Promotion) und Quint-Essenz (http://www.quint-essenz.ch/de) enthalten Fragen, die Gespräche und kreative Ideen in Bezug auf die Verbesserung der Datenerhebung und -analyse zu Reichweite und Zufriedenheit anregen sollen.

Für Beratungs- und Testangebote gehört die Dokumentation der Testergebnisse zu einem der wesentlichen Monitoringelemente.

In der Broschüre der DAH zu den Standards zu HIV- und STI-Tests finden sich weitere Informationen und ein Beispiel eines Befundbogens.

Als Beispiel können auch die Materialien des Projekt „HIV? Hepatitis? Das CHECK ich!“ der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA), der DAH und des Robert Koch-Instituts dienen:

• Befundbogen
• Bogen zur Hepatitisimpfung
• Statistikzettel
• Statistikzettel Ausfüllbeispiel

Das café kick der Aidshilfe Dortmund hat während des Test-It-Projekts einen Laufzettel während der Testung genutzt, um die Daten zu erfassen, die hinterher in die Statistik eingingen. Die beiden Dokumente können als Anregung für die eigenen Dokumente genutzt werden.

Die Testergebnisse sind vor allem für die Nutzer*innen relevant, aber auch für die Einrichtung selbst und für Dritte, etwa Geldgeber und Behörden. Die Ergebnisse können zum einen dafür sorgen, dass die Klient*innen frühzeitig eine HIV-Therapie einleiten oder eine Hepatitis-C-Behandlung absolvieren, andererseits ermöglichen sie auch Aussagen zu Trends im Infektionsgeschehen in der Zielgruppe.

Die ‘Guidelines for Data Collection for Monitoring and Evaluation of Community Based Voluntary Counselling and Testing (CBVCT) for HIV in the COBATEST Network’ (Leitlinien für die Datenerhebung für Monitoring und Evaluierung niedrigschwelliger HIV-Beratungs- und Testangebote im COBATEST Netzwerk) sind dafür gedacht, die gleichbleibende Qualität der von Beratungs- und Testangeboten erhobenen Daten zu verbessern. Dies trägt zugleich zu solideren Daten auf bundesweiter sowie europäische Ebene bei.  Ein standardisiertes Monitoring-und-Evaluierungsprozedere macht den Datenvergleich möglich.

Diese Leitlinien beruhen auf einem zentralen Indikatorensatz:

Stufe 1 (zentrale Indikatoren zur Überwachung der HIV-Diagnosezahlen in CBVCT-Angeboten)

1. Anzahl der Klient*innen die mit einem Screening-Test auf HIV getestet wurden
2. Anteil der Klient*innen, die angaben, dass sie schon einmal auf HIV getestet worden waren
3. Anteil der Klient*innen, die angaben, dass sie in den vorhergehenden 12 Monaten auf HIV getestet worden waren
4. Anteil der Klient*innen, die angaben, dass sie in den vorhergehenden 12 Monaten in derselben CBVCT-Einrichtung auf HIV getestet worden waren
5. Anteil der Klient*innen mit einem reaktiven HIV-Screeningtestbefund
6. Anteil der Klient*innen, die mit einem HIV-Screeningtest getestet wurden und den Befund mitgeteilt bekommen haben
7. Anteil der Klient*innen mit einem reaktiven HIV-Screeningtestbefund, die eine Post-Test-Beratung erhalten haben
8. Anteil der Klient*innen mit einem reaktiven HIV-Screeningtestbefund, bei denen ein Bestätigungstest durchgeführt wurde
9. Anteil der Klient*innen mit einem positiven HIV-Bestätigungstestbefund
10. Anteil der Klient*innen mit einem positiven HIV-Bestätigungstestbefund, die den eindeutigen HIV-Bestätigungstestbefund in der CBVCT-Einrichtung mitgeteilt bekommen haben
11. Anteil der Klient*innen mit einem positiven HIV-Bestätigungstestbefund, die nach dem Befund eine Post-Test-Beratung in der CBVCT-Einrichtung erhalten haben.

Stufe 2 (optionale CBVCT-Indikatoren)

1. Anteil der Klient*innen, die ein Pre-Test-Gespräch, eine Pre-Test-Beratung oder eine Beratung vor Mitteilung des Befundes erhalten haben und mit einem Screening-Test auf HIV getestet wurden
2. Anteil der Klient*innen mit einem nicht-reaktiven HIV-Screeningtestbefund, die eine Post-Test-Beratung erhalten haben
3. Anteil der Klient*innen mit negativem HIV-Bestätigungstestbefund, die den eindeutigen HIV-Bestätigungstestbefund in der CBVCT-Einrichtung erhalten haben
4. Kosten pro getestetem*r Klient*in
5. Kosten pro HIV-Diagnose.

Stufe 3 (optionale zentrale CBVCT-Indikatoren)

1. Anteil der Klient*innen, die an CBVCT-Standorten positiv getestet wurden und an die Gesundheitsversorgung angebunden wurden (siehe auch „Anbindung an die Gesundheitsversorgung“)

Anteil der Klient*innen, die an CBVCT-Standorten positiv getestet wurden und eine die als Spätdiagnose zu qualifizieren sind.

Instrumente und Anleitungen zu den Kernindikatoren sowie den in den „Guidelines for Data Collection for Monitoring and Evaluation of Community Based Voluntary Counselling and Testing (CBVCT) for HIV in the COBATEST Network“ beschriebenen Datenerhebungs- und Analysemethoden sind frei verfügbar.

Diese stellen ein essentielles Monitoring-System für Beratungs- und Testangebote dar und sind in einer Vielfalt von Settings praktisch erprobt. Da sie bereits speziell an niedrigschwellige Beratung- und Testangebote angepasst sind, macht es Sinn, sie vollständig anzuwenden. Eine Mitarbeit im COBATEST Netzwerk hilft beim Aufbau nationaler und europäischer Ebene vergleichbare Datensätze.

Das COBATEST-Netzwerk unterstützt bei der Umsetzung der Leitlinien. Bitte setze dich hierfür mit CEEISCAT (lflopez@iconcologia.net) in Verbindung.

Frage elf der Euro HIV EDAT-Selbsteinschätzungsraster konzentriert sich auf die Evaluierung.

Umfassende Qualitätsentwicklungsinstrumente für Präventions- und Gesundheitsförderungsprojekte wie Succeed und QIP, beide unter www.quality-action.eu erhältlich, sowie EQUIHP (European Quality Instrument for Health Promotion) und Quint-Essenz, decken Monitoring und Evaluierung ab. Sie geben auch Fragen vor, mit denen geprüft werden kann, ob das Beratungs- und Testangebot die Daten erhebt, die für die Monitoring und Evaluierung seiner Ziele erforderlich sind.

Regelmäßige Datenanalyse bedeutet, statistische und themenbezogenen Methoden zur Identifizierung von Ergebnissen und Trends zu nutzen. Berichterstattung bedeutet, die Resultate zusammenzufassen, sie mit eventuell vorhandenen Zielvorgaben zu vergleichen und sie in Bezug auf die Ziele des Projekts zu dokumentieren.

Du kannst quantitative Aktivitätsdaten mit einfachen statistischen Methoden wie prozentualen Anteilen und Mittelwerten analysieren. Es gibt eine Reihe von Online-Materialien zur Analyse von Aktivitätsdaten (Reichweite und Zufriedenheit). Das Euro-HIV-EDAT-Projekt hat außerdem ein Selbsteinschätzungs-Evaluierungsinstrument für Beratungs- und Testangebote erstellt: Link zum Selbsteinschätzungs-Evaluationsinstrument

Eine grundlegende, themenbezogene Analyse qualitativer Daten (Beschwerden, Kommentare und Vorschläge), z. B. indem man einfach zählt, wie oft ein Vorschlag gemacht oder ein Thema genannt wird (siehe auch die Methode „Erfassung von Anfragen und Anliegen der Zielgruppe“ im PQ-Methodenkoffer, erhältlich unter www.quality-action.eu),  kann Informationen für Qualitätsentwicklung und Innovation liefern. Sogar wenn diese an sich nicht repräsentativ oder schlüssig sind, weisen sie dennoch auf die relevanten Themen hin. Um sie weiter zu erforschen, kannst du auch partizipative Methoden, z. B. „Blitzbefragung“ oder „Fokusgruppe“ verwenden, die auch in Form von schrittweisen Anleitungen im PQ-Instrument enthalten sind.

Es ist wichtig, Evaluierungsergebnisse nicht nur an Geldgeber, Leitung, Vorstand, Beiräte und andere Leitungsstrukturen mitzuteilen, sondern auch an die Zielgruppe, insbesondere an die, die am Beratungs- und Testangebot mitwirken, sowie an die Teilnehmenden an Umfragen. Es können Rückmeldeschleifen eingerichtet werden, indem kurze Zusammenfassungen der Evaluierungsergebnisse online gestellt, Artikel in der Szenezeitschriften veröffentlicht, und natürlich, indem die Ergebnisse in das Beratungs- und Testangebot integriert werden (z. B. „60% von euch gefiel unser kurzformatiges Pre-Test-Infogespräch und 40% wollten mehr Informationen zur Syphilis – hier sind sie, bitte sehr!“). Solche Rückmeldeschleifen lenken die Aufmerksamkeit auf die Beteiligung der Zielgruppe und können zum Gefühl der kollektiven Verantwortung für das Beratungs- und Testangebot beitragen.

Kernfragen können sein:

• Wem müssen wir und wem wollen wir Bericht erstatten?
• Was können wir an Nutzer*innen rückmelden und wie können wir die Ergebnisse für sie gewinnbringend einsetzen?
• Welche Auswirkungen haben die Ergebnisse auf die Weiterentwicklung des Angebots?

Der (finanzielle, personelle und zeitliche) Aufwand, der in die Analyse und Berichterstattung als Teil von Monitoring und Evaluierung investiert wird, sollte im Verhältnis stehen zu den Ressourcen, die für den Betrieb des Beratungs- und Testangebots an sich aufgewendet werden. Der Aufwand hängt ab von einer Reihe örtlicher Bedingungen, z. B.:

• von Anforderungen in Zuwendungs- und Leistungsvereinbarungen
• von gesetzlichen Anforderungen
• davon, ob das Angebot neu oder ein bereits etabliertes Projekt ist
• von der vorhandenen Expertise in Evaluierungsprozessen
• von den Einstellungen der Klient*innen in Bezug auf Datenerhebungen und Feedbackprozessen.

Um den Erwartungen unterschiedlicher Akteur*innen (unter anderem Geldgeber, Personal, Klient*innen) mit einem sinnvollen und realistischen Niveau an Monitoring und Evaluation gerecht zu werden, ist es wichtig, gemeinsam mit ihnen zu planen und sich auf Indikatoren, Datenerhebungsmethoden sowie die Gründlichkeit und Frequenz der Analyse und Berichterstattung zu einigen.

Alternativen zur Kostensenkung:

• Studierenden die Möglichkeit bieten, Daten als Teil ihres Studiums oder ihrer Ausbildung (z. B. in Sozialer Arbeit, Sozialwissenschaften, Krankenpflege, Public Health) zu analysieren
• Berichterstattungspflichten bündeln, z. B. an Geldgeber, Leitungsstrukturen (wie Vorstand, Geschäftsführung, Abteilungsleitung) und Behörden, sodass ein Satz Berichte für Rechenschaftspflichten gegenüber einer Reihe von Akteur*innen verwendet werden kann
• Mitwirkung in Netzwerken (z. B. dem COBATEST-Netzwerk, den Gremien der Deutschen Aidshilfe oder der Landesverbände), die Online-Dateneingabemasken zur Verfügung stellen (diese ermöglichen den beteiligten Beratungs- und Testangeboten, auf eine ihre gesamten Testungsdaten beinhaltende Datenbank zuzugreifen, die wiederum Schätzwerte für die M&E-Indikatoren liefert)
• Mit Forschung und Gesundheitsbehörden zusammenarbeiten.

Die Methode „Kreise der Entscheidung“ im PQ-Methodenkoffer (www.quality-action.eu) ermöglicht die Analyse des Beteiligungsgrads jeder relevanten Gruppe von Akteur*innen an den Entscheidungsprozessen des Projekts. Da Analyse und Berichterstattung zentrale Informationen für die Entscheidungsfindung darstellen, kann diese Methode auch verwendet werden, um festzustellen, welcher Grad der Analyse und Berichterstattung für welche Gruppe von Akteur*innen angemessen ist.

Umfassende Qualitätsentwicklungsinstrumente für Präventions- und Gesundheitsförderungsprojekte wie Succeed und QIP (beide unter www.quality-action.eu erhältlich) sowie EQUIHP (European Quality Instrument for Health Promotion) und Quint-Essenz (http://www.quint-essenz.ch/de) decken Monitoring und Evaluierung ab; sie geben auch Fragen vor, mit denen geprüft werden kann, ob Analyse und Berichterstattung es dem Beratungs- und Testangebot erlauben, die Qualität einzuschätzen und zu verbessern.

Wirkungsevaluierung bewertet die (beabsichtigten und unbeabsichtigten) Veränderungen, die aus einer Maßnahme resultieren. Neben den gesetzten Zielvorgaben überprüft sie weitere Auswirkungen, die der Maßnahme zugeschrieben werden können.

Niedrigschwellige Beratungs- und Testangebote zielen unter anderem darauf ab, einen Beitrag zum ersten Schritt der sogenannten Versorgungskaskade zu leisten; das heißt, den Anteil der Menschen mit einer HIV- oder Hepatitis-C-Infektion, die diagnostiziert wurden, zu erhöhen. (vgl. hierzu die WHO-Leitlinien zur HIV-Testung und die WHO-Leitlinien zur Hepatitis B und C-Testung). Für die Zielgruppe schwuler und anderer Männer, die Sex mit Männern haben (MSM), konnte bereits gezeigt werden, dass einige niedrigschwellige Angebote einen erheblichen Anteil an der gesamten Anzahl diagnostizierter HIV-Infektionen haben. Auch bei drogengebrauchenden Menschen spricht eine gewisse Evidenz dafür, dass HIV-/HCV-Testangebote in niedrigschwelligen Einrichtungen hohe Testraten und auch hohe Raten reaktiver Tests erzielen.

Auch Empowerment, Lebensqualität und Peer-Beteiligung sind erwünschte Wirkungen eines Beratungs- und Testangebots. Ein ganzheitlicher Gesundheitsfürsorge- und Harm-Reduction-Ansatz befähigt die Menschen dazu, sich aktiv um ihre Gesundheit zu kümmern und Verantwortung für ihre eigene Gesundheitsfürsorge zu übernehmen. Hierzu bedarf es der Aufklärung der Zielgruppe, wie sie die besten Entscheidungen für ihre Gesundheit treffen kann.

Diese Wirkungen zu evaluieren erfordert andere Indikatoren und einen längeren Zeitrahmen, da sich Veränderungen eventuell erst nach einiger Zeit zeigen. Beispiele aus dem Gebiet der Entwicklungszusammenarbeit legen nah, dass die Zielgruppe selbst definieren muss, welche Veränderungen für sie von Bedeutung sind. Ein partizipativer Ansatz zur Wirkungsevaluierung verwendet die „SPICED“-Indikatoren als Ergänzung zu den „SMART“-Indikatoren, die für die Beurteilung konkreter Ziele üblich sind:

SPICED:

Subjective (subjektiv) 

Participatory (partizipativ)

Interpreted and communicable (interpretiert und kommunizierbar)

Cross-checked and compared (gegengeprüft und verglichen)

Empowering (bestärkend) – Diverse and disaggregated (vielfältig und differenziert)

Ausführlichere Infos zu SPICED finden sich hier.

Die Wirkung eines Beratungs- und Testangebots in Hinblick auf den Anteil diagnostizierter Infektionen bei drogengebrauchenden Menschen hängt von der Zusammenarbeit in der Datenerhebung und –analyse auf regionaler und bundesweiter Ebene über längere Zeiträume ab. Die Häufigkeit und das Format der Wirkungsevaluierung sollten zudem mit allen lokalen Akteur*innen gemeinsam beschlossen werden.

Empowerment zu evaluieren funktioniert eher durch sozialwissenschaftliche Forschung als durch Monitoring & Evaluierung (siehe hierzu auch „Forschungsprojekte).

Alternativen zur Kostensenkung:

• Studierenden die Möglichkeit anbieten, Wirkungsevaluierungen als Teil ihres Studiums oder ihrer Ausbildung (z. B. in Sozialer Arbeit, Sozialwissenschaften, Krankenpflege, Public Health) durchzuführen
• Durchführung der Wirkungsevaluierung mit Partnerorganisationen und in größeren Zeitabständen, um die Chancen zu verbessern, dass wesentliche Veränderungen festgestellt werden
• Mit Forschung und Gesundheitsbehörden zusammenarbeiten.

Qualitätsentwicklung auf der Wirkungsebene (was für gewöhnlich auf die nationale oder sub-nationale Ebene hinausläuft) erfordert Koordination und langfristige Planung. Shift ist ein umfassendes Qualitätsentwicklungsinstrument, das speziell für diesen Zweck entwickelt wurde. Neben anderen Eingaben ist das Instrument darauf angewiesen, dass diese Art von Wirkungsevaluierungen Informationen für die Bewertung und Verbesserung des gesamten Umgangs mit HIV liefern, einschließlich des Versorgungskontinuums, und es kann dabei helfen, Wirkungsevaluierungen in Zukunft zu verbessern.

Das Instrument sowie umfassende Ergänzungsmaterialien sind unter www.quality-action.eu erhältlich.

Forschungsprojekte wenden eine Reihe quantitativer und qualitativer wissenschaftlicher Methoden an, um bestimmte Fragen zu beantworten.

Forschungsprojekte können für verschiedene Zwecke genutzt werden, die für gesundheitsfördernde und präventive Maßnahmen wie ein Beratungs- und Testangebot bedeutsam sind, insbesondere wenn sie in Kooperation zwischen Forschung und Praxis stattfinden. Sie können unter anderem:

• Grundwissen erarbeiten, z. B. eine Beschreibung der Größe und Merkmale der Zielgruppe
• als Bedarfsanalyse dienen, die als Beleg in Förderanträgen verwendet werden kann
• Themen untersuchen, die sich aus dem Beratungs- und Testpraxis ergeben, z. B. Hindernisse für die Testung
• langfristigen Wirkungen von Beratungs- und Testangeboten im Besonderen und von gesundheitsfördernden und präventiven Maßnahmen im Allgemeinen beschreiben.

Außerdem besteht die Möglichkeit, dass Forschungsprojekte eine Ausnahmeerlaubnis in Hinblick auf gesetzte Hürden oder bestimmte Testverfahren erhalten und somit als Pilotprojekte dienen können; hierdurch können Erkenntnisse für einen breiteren Einsatz erlangt werden.

Forschungsprojekte können wichtige Grundlagen und Erkenntnisse erbringen, die für die Sicherung und Weiterentwicklung von niedrigschwelligen Beratungs- und Testangeboten oder für die Einrichtung neuer Angebote von hoher Bedeutung sind. So konnte in dem Modellprojekt „HIV? Hepatitis? Das CHECK ich“ der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA), der DAH und des Robert-Koch-Instituts gezeigt werden, dass niedrigschwellige Beratungs- und Testangebote die Prävention und Behandlung dieser Infektionskrankheiten bei Drogengebraucher*innen fördern. Die hierbei gewonnenen Erkenntnisse und Erfahrungen können hilfreich dabei sein, bestehende Angebote zu sichern und weitere Einrichtungen dabei zu unterstützen, neue Beratungs- und Testangebote aufzubauen. Der Evaluationsbericht des Projekts kann hier heruntergeladen werden.

Forschungsprojekte brauchen wesentlich mehr Zeit als Bedarfsanalysen oder Programmevaluierungen – für gewöhnlich mehrere Jahre – und eignen sich deshalb eher für grundlegende Fragestellungen.

Von der Community initiierte Forschung kann zum Empowerment der Zielgruppe beitragen und Ergebnisse im Kontext ihrer Lebenswelt auswerten. Forschungsprojekte sind auf externe Förderquellen angewiesen, und die Einzelheiten werden dementsprechend ausgehandelt.

Die Ausgangsstudien beispielsweise, die als Teil von HIV COBATEST, Euro HIV EDAT und weiteren europäischen Projekten durchgeführt wurden, brachte zur Stärkung des niedrigschwelligen Ansatzes im Bereich Beratung und Test Akteur*innen der Europäischen Kommission, der EU-Mitgliedsstaaten, aus der Forschung, Praxis und Community zusammen und sie sammelten Evidenz und Empfehlungen, um diese europaweit zu verbreiten.

Alternativen zur Kostensenkung:

• Zusammenarbeit mit Universitäten und Durchführung von Forschungsstudien als Master-Arbeiten oder Dissertationen (z. B. in Sozialer Arbeit, Sozialwissenschaften, Public Health).

Eine Beteiligung an Forschungsvorhaben ist ein Qualitätskriterium der Qualitätsentwicklung. Nicht nur, weil es die Wissensgrundlage für das Projekt oder Programm steigert, sondern auch, weil kooperative Forschung den Transfer von Kompetenzen zwischen Partnern fördert, z. B. von Forschungskompetenz an die in der Community arbeitenden Kräfte sowie partizipative und Moderationsfähigkeiten an Wissenschaftler.

Die Anwendung strukturierter Qualitätsentwicklungsinstrumente (z. B. derer, die unter www.quality-action.eu erhältlich sind) kann Fragen aufwerfen, die dann zu Prioritäten für Forschungsprojekte werden können.