Öffentliche Förderung bedeutet finanzielle Unterstützung von staatlicher Seite, während privatwirtschaftliche Fördermittel von Wirtschaftsunternehmen stammen. Forschungsgelder werden aus öffentlichen oder privatwirtschaftlichen Quellen oder von Verbänden und Organisationen (z. B. Stiftungen) vergeben; sie sind jedoch an Forschungsvorhaben gebunden.

Die wenigsten niedrigschwelligen Beratungs- und Testangebote werden zu 100% aus nur einem öffentlichen Haushalt gefördert. Meist ist eine Mischfinanzierung nötig, das heißt, die Finanzierung muss über verschiedene öffentliche Haushaltstöpfe erfolgen, aus Ressourcen des öffentlichen Gesundheitsdienstes (finanziell oder in Form von Leistungen), über Spenden oder Stiftungen.

Öffentliche Mittel für niedrigschwellige Beratungs- und Testangebote stammen größtenteils aus den Haushaltstöpfen zur Bekämpfung von HIV, Hepatitis und anderen STI. Insbesondere im Rahmen von besonderen Aktionen oder Kampagnen kann es aber sinnvoll sein zu versuchen, Mittel aus anderen Haushaltstöpfen zu bekommen (z. B. Drogen/Sucht, Justiz …).

Manche Privatfirmen, z. B. Verkäufer von HIV- bzw. Hepatitis-Medikamenten, Tests oder damit in Verbindung stehenden Produkten, haben ein kommerzielles (humanitäre Motive nicht unbedingt ausschließendes) Interesse an der möglichst frühzeitigen Diagnose so vieler Infektionen wie möglich. Sie sind deswegen eine mögliche Förderquelle für Testangebote, kommen aber auch als Lieferanten kostenloser oder preisreduzierter Testkits in Frage. Im Gegensatz zu anderen Ländern ist diese Förderquelle in Deutschland allerdings sehr gering. Es mag sich trotzdem lohnen, Unternehmen gezielt anzusprechen, z. B. im Rahmen besonderer Aktionen oder bei der Einführung neuer Testverfahren.

Von der Zielgruppe und von „Freunden und Unterstützern“ der Organisation erhaltene Mitgliedsbeiträge und Spenden, z. B. während einer Wohltätigkeitsveranstaltung, können zusätzliches Einkommen generieren.

Eine weitere Möglichkeit bieten Forschungs- und Modellprojekte, die sich auf HIV- bzw. Hepatitis-Testdaten sowie andere zur Zielgruppe gesammelte demographische und epidemiologische Daten stützen, und die niedrigschwellige Beratungs- und Testangebote in das Forschungskonzept integrieren oder bestehende Dienste unterstützen wollen.

Mit der seltenen Ausnahme nicht zweckgebundener Fördergelder, Spenden oder Stiftungen ist jede externe Förderung in der Regel mit Kriterien, Bedingungen, Erwartungen, Rechenschaftspflichten und Berichterstattung verbunden.

Über eine Vereinbarung mit der Kassenärztlichen Vereinigung (KV) besteht für Ärzt*innen die Möglichkeit, die Tätigkeit in der Aids‐ oder Drogenhilfe als temporäre ärztliche Dependance anzumelden, sodass alle Leistungen über die Krankenkassen abgerechnet werden können. Hierdurch reduziert sich die Förderhöhe drastisch und wird diese auch für Kommune/Land zu einer interessanten Möglichkeit.

Berücksichtige in deiner Entscheidung darüber, welche Alternativen der Förderung du verfolgst, die folgenden Punkte:

• Vereinbarkeit mit Grundsätzen und Werten: Stehen die Bedingungen für die Förderung im Einklang mit dem Hauptzweck des Angebots (z. B. die Einbindung der Community)?
• Akzeptanz: Sind die Bedingungen für die Förderung auch für die Zielgruppe akzeptabel (z. B. eine im Rahmen der Forschungsförderung verlangte Erhebung von Daten)?
• Rechenschaftspflicht und Berichterstattung: Verfügt das Testangebot über die Kapazitäten, die Rechenschafts- und Berichterstattungspflichten zu erfüllen?
• Mitfinanzierung: Hat das Testangebot oder der Träger die finanziellen Mittel zur Mitfinanzierung aus Eigenmitteln, falls diese Teil der Bedingungen für die Förderung ist?

Gegenseitige Vereinbarkeit der Förderquellen: Schließen einzelne Förderquellen des Testangebots oder des Trägers andere aus? (Manche Förderprogramme schließen z. B. in ihren Bedingungen die Sponsorenschaft von Firmen aus oder erlauben sie nur bis zu einem bestimmten Höchstanteil am gesamten Projekthaushalt.)

Die Bedarfe und Bedingungen vor Ort haben Einfluss darauf, wie sich einzelne Testangebote ihre Finanzierungsquellen aufbauen. Leitungsstrukturen (z. B. Vorstand, Geschäftsführung) müssen Vor- und Nachteile abwägen:

• Um zu beweisen, dass ein Testangebot wirtschaftlich und nützlich ist, können auch zeitlich begrenzte oder einschränkende Förderungskonditionen akzeptabel sein.
• Ein Mangel an Unterstützung auf politischer Ebene oder restriktive Vorschriften können ein forschungsbasiertes Pilotprojekt zur Alternative machen.
• Wenn das politische Umfeld vor Ort ablehnend ist, können regionale, landes- oder bundesweite oder auch europäische Förderquellen helfen.

Mit den Nachteilen restriktiver Förderungsarrangements kann man wie folgt umgehen:

• Anfangsperioden des Projekts nutzen, um die nötige Evidenz für Anträge auf eine nachhaltigere Förderung aufzubauen (Dokumentation und Datenanalyse)
• die Zielgruppe in den Entscheidungsprozess einbinden
• eine Vielfalt an sich ergänzenden Förderquellen entwickeln, um Abhängigkeit zu reduzieren.

Alternativen zur Kostensenkung:

• Bestimme das Mindestfinanzierungsniveau und erarbeite einen Basisplan für den Erhalt wesentlicher Dienste in Zeiten finanzieller Belastung (z. B. mit Ehrenamtlichen, kostenlosen Labor-Sachleistungen, aufsuchende Arbeit anstatt fester Räumlichkeiten, Mitbenutzung von Räumlichkeiten etc.).
• Binde das Team bei der Suche nach (finanziellen) Mitteln ein. Hierdurch können neue Ideen entstehen.
• Beim Verhältnis von haupt- und ehrenamtlicher Mitarbeit kommt es auf die Verhältnisse vor Ort an (empfundene Dringlichkeit und Bedarfe nach einem Angebot, nötiger Grad der Professionalisierung).
• Wenn eine Abrechnung über die Krankenkasse (siehe unter Empfehlungen) nicht gelingt und keine ehrenamtlich tätigen Ärzt*innen gewonnen werden können, können Schnelltests auf HIV, Hepatitis C und Syphilis seit dem 1. März 2020 auch von nicht-ärztlichem Personal durchgeführt werden.

Im Modul 3 des BUTUB-Handbuchs findest du Informationen zu den Rahmenbedingungen für die Einrichtung eines Testangebots, inklusive einer beispielhaften Kostenberechnung sowie Best-Practice-Beispiele.

Viele strukturierte Qualitätsentwicklungsinstrumente enthalten Abschnitte zu Finanzquellen (z. B. QIP oder Succeed, erhältlich unter www.quality-action.eu). Schrittweise Anleitungen für partizipative Methoden zur Einbindung der Zielgruppe in Entscheidungsprozesse sind im PQ-Instrument (Partizipative Qualitätsentwicklung, auch unter www.quality-action.eu erhältlich) enthalten.

Unter Kostenbeteiligung werden die Gebühren verstanden, die niedrigschwellige Testangebote ihren Klient*innen für den Test in Rechnung stellen, um die Betriebskosten (zum Teil) zu finanzieren.

Generell konstatieren Leitlinien und Strategieempfehlungen für den HIV-Test, dass kostenlose HIV-Testangebote die besten Chancen haben, die Nachfrage zu steigern; das trifft insbesondere zu bei vulnerablen Bevölkerungsgruppen mit erhöhtem Risiko. Das Gleiche gilt für Hepatitis-C-Tests. Trotzdem ist ein kostenloser Test nicht für alle niedrigschwelligen Beratungs- und Testangebote möglich. Gerade für die Zielgruppe drogengebrauchender Menschen sollte aber überlegt werden, ob eine Kostenbeteiligung für die Durchführung von Tests ein geeignetes Mittel ist. Es sollte nur in begründeten Ausnahmefällen zum Einsatz kommen.

Es kann zur Akzeptanz und zur Erhöhung der Nachfrage beitragen, wenn Klient*innen darüber informiert werden, wie die Gebühren zustande kommen, und warum das Testangebot sie erhebt. Manche niedrigschwelligen Testangebote lassen ihre Klient*innen wissen, dass die Zahlung der Gebühr zwar freiwillig ist, dass sie aber anderen den Zugang ermöglicht, die sich den Test sonst nicht leisten könnten

Eine Kostenbeteiligung zu erheben bedeutet, den Finanzbedarf für den Betrieb des Dienstes gegen die Maximierung des Zugangs von Personen mit dem höchsten Risiko abzuwägen. Viele Faktoren spielen bei der Anpassung von Gebühren an die Gegebenheiten vor Ort eine Rolle:

• die Betriebskosten des Testangebots
• die Einkommensverteilung und Finanzkraft in der Zielgruppe und ihren Untergruppen
• die örtliche Bedeutung des Kostenfaktors als Schwelle für die Testbereitschaft.

Ziel ist es, Gebühren so anzusetzen, dass sie keinen Hinderungsgrund für den Test darstellen, aber trotzdem zur Wirtschaftlichkeit des Dienstes beitragen. Eine höhere Gebühr kann dem Zweck, eine niedrigschwellige Testungsalternative anzubieten, zuwiderlaufen. Es kann notwendig sein, andere Förderquellen zu finden, um die Gebühren niedrig genug halten zu können.

Von niedrigschwelligen Beratungs- und Testangeboten genutzte Alternativen sind:

• Angebot eines kostenlosen ELISA-Tests (falls von der Krankenkasse erstattet oder vom Gesundheitsamt zur Verfügung gestellt), Schnelltest jedoch gegen Gebühr
• Gebühren können kostendeckend sein oder sie können für diejenigen, die mehr bezahlen können, einen Zuschlag enthalten. Hierdurch werden kostenlose Tests ermöglicht für Menschen, die ihn sich nicht leisten könnten. Der Zweck des Zuschlag wird in der Form eines Aufrufs kommuniziert.
• Gut sichtbar aufgestellte Spendendosen. Sorge dafür, dass (z. B. in einer durchsichtigen Dose) immer Geldscheine liegen, die zu angemessen großen Spenden anregen. (Wenn z. B. 5-Euro-Scheine sichtbar sind, tendieren die Leute dazu, auch 5 Euro zu spenden; wenn es 20-Euro-Scheine sind, tendieren sie, soweit es ihnen möglich ist, dazu, diese Summe zu spenden.)

Viele strukturierte Qualitätsentwicklungsinstrumente enthalten Abschnitte zu Wirtschaftlichkeit und finanzieller Sicherheit (z. B. QIP oder Succeed, erhältlich unter www.quality-action.eu). Wenn ein Beratungs- und Testangebot Gebühren erhebt, ist es wichtig, Klient*innen hierzu um Rückmeldung zu bitten und sie zu fragen, welche Rolle der Preis bei ihrer Entscheidung, sich testen zu lassen, gespielt hat. Schrittweise Anleitungen für partizipative Methoden zur Einholung von Rückmeldungen sind im PQ-Instrument (Partizipative Qualitätsentwicklung, auch unter www.quality-action.eu erhältlich) zu finden.