Innovation und Erweiterung

 

Innovation und Erweiterung

Früher oder später stellt sich in vielen Projekten die Frage nach einer Erweiterung und Verbesserung des Angebots, der Integration neuer Dienstleistungen oder verstärkter Kooperation mit anderen Angeboten. Prozesse und Dienstleistungen können nach und nach eingefahren sein und mögen einer Optimierung bedürfen. Neue Themen und Herausforderungen können eine Veränderung des Angebots und innovative Prozesse und Dienstleistungen erfordern.

Eine strukturierte Qualitätsentwicklung – wie auch jede andere Art reflexiver Praxis – ergibt nicht nur praktische Schritte zur Verbesserung des Betriebsablaufs, sondern erkennt oft auch Hindernisse, die außerhalb des unmittelbaren Einflussbereichs des Beratungs- und Testangebots liegen und deshalb zu Anliegen für die Interessensvertretung werden (siehe auch den Abschnitt „Interessensvertretung“).

Die Berücksichtigung einer Vielfalt an Sichtweisen macht es wahrscheinlicher, dass unerfüllte Bedarfe und Versorgungslücken aufgedeckt werden, die das Beratungs- und Testangebot bedienen könnte, indem es den eigenen Angebotsumfang über die HIV/Hepatitis-Beratung und -Testung, Information und Weiterverweisung hinaus erweitert.

Frage dreizehn des Euro HIV EDAT-Selbsteinschätzungsrasters konzentriert sich auf die Entwicklung zusätzlicher Kapazitäten und die Integration neuer Präventionsmethoden.

Erweiterung des Angebots

Niedrigschwellige Beratungs- und Testangebote für drogengebrauchende Menschen können überlegen, ihre Arbeit z. B. in diesen Bereichen zu erweitern:

  • Reichweite (z. B. durch Erweiterung um aufsuchende/mobile Angebote, oder durch die Ansprache neuer Untergruppen der Zielgruppe)
  • Zugang (z. B. durch Änderung oder Erweiterung der Öffnungszeiten)
  • zusätzliche Tests (z. B. umfassende STI-Checks)
  • zusätzliche Angebote wie z.B. Hepatitis-A-/B-Impfungen
  • Angebote für Chemsex-Nutzer
  • Zusätzliche medizinische Versorgungsangebote (z. B. Substitution)
  • Zusätzliche psychosoziale Angebote (z. B. Beratung, Gruppenarbeit etc.)
  • Netzwerke (z. B. Anbindung an andere Projekte für drogengebrauchende Menschen).

Fort- und Weiterbildung

Zu einer praxisnahen Qualitätsentwicklung gehört die kontinuierliche Fortbildung der Projektmitarbeitenden, aber auch des gesamten Teams. Im Mittelpunkt sollten die Themen stehen, die Einrichtungen mit niedrigschwelligen Angeboten besonders betreffen. Dies sind unter anderem:

  • Fortbildungen zu Safer Use und Safer Sex
  • Infektionsschutz in Bezug auf verschiedene Drogenkonsumformen
  • Anwendung der Testkits / Medizinprodukteschulungen
  • HIV‐ und HCV‐Grundlagen / Spezialisierung
  • Beratungsmethoden / Motivierende Gesprächsführung (Motivational Interviewing)
  • KISS-Programm

Nur durch einen stetigen Wissenszuwachs gewinnen Mitarbeiter*innen an Sicherheit und können die Themen HIV und Hepatitis in den Fokus der Arbeit der Einrichtung zu stellen. Außerdem bildet ein guter Wissensstand die Grundlage für die Durchführung von Kurzinterventionen.

Siehe auch das Kapitel zu beruflicher Weiterbildung und das Fortbildungsangebot mit unserem Fortbildungskalender.

Zusätzliche Mittel und Ressourcen

Für jede innovative Erweiterung des Umfangs der Dienstleistungen eines niedrigschwelligen Beratungs- und Testangebots können zusätzliche Mittel notwendig werden; diese hängen wiederum von einer überzeugenden Argumentation für eine zusätzliche Förderung ab, die sich auf örtlich relevantes Beweismaterial stützt.

Siehe hierzu den Bereich Zusätzliche Mittel und Ressourcen.