Neue WHO-Leitlinien zu Diagnostik und Behandlung von Hepatitis C

Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) hat neue Leitlinien zur Diagnostik, Behandlung und Versorgung von Menschen mit Hepatitis C veröffentlicht. In dem Dokument (englischsprachig) spricht sich die WHO für eine radikale Vereinfachung des Versorgungspfades aus, um Barrieren in den Bereichen Testung und Behandlung abzubauen. Was bedeutet dies nun für die Praxis?

HCV-Testung und –Behandlung sollen nach den neuen Leitlinien möglichst dezentral und niedrigschwellig zur Verfügung gestellt werden. Mögliche Settings sind die medizinische Grundversorgung (also zum Beispiel hausärztliche Praxen), Angebote der Schadensminderung und der HIV-Prävention und Versorgung, sowie Haftanstalten. Statt Fachärzt*innen sollen zunehmend auch nicht-spezialisierte Mediziner*innen und Pflegekräfte mit einbezogen werden. Angebote sollen möglichst integriert und unter einem Dach stattfinden.

Dies alles spricht für die Verortung in niedrigschwelligen Settings wie in der Aids- und Drogenhilfe, und für die Verzahnung verschiedener Angebote. Dort, wo zum Beispiel ein Bestätigungstest und eine anschließende Behandlung nicht vor Ort möglich sind, sollten zumindest die Wege möglichst kurz gehalten werden, und Patient*innen auf dem Weg in die Versorgung unterstützt werden.

Nicht nur HCV-Antikörpertests sollten möglichst nah an der Zielgruppe angeboten werden

Eine weitere Empfehlung bezieht sich auf die Anwendung von „Point-of-Care“-RNA-Tests, insbesondere für vulnerable Gruppen wie drogengebrauchende Menschen. Hepatitis-C-Schnelltests (Antikörpertests) können zwar auf eine aktive und behandlungsbedürftige Hepatitis-C-Infektion hinweisen, sind aber auch bei einer bereits ausgeheilten Infektion reaktiv. Bisher noch wenig bekannte RNA-Schnelltests, im Vergleich zu den üblichen RNA-Labortests, bieten eine Alternative, um ein unmittelbar aussagekräftiges Ergebnis zu erhalten und eine nahtlose Anbindung an die Behandlung zu gewährleisten.

Eine große Hürde wiederum sind die Kosten für dieses Verfahren. Bereits angewendet wird es in der Drogenberatung Bielefeld, die unter ivd-toolkit.de von ihren Erfahrungen berichtet hat. Die Drogenberatung verfügt über einen Konsumraum, Beratungs- und Testmöglichkeiten und kann auch vor Ort behandeln. Selbst in diesem integrierten Setting geling nicht immer eine nahtlose Überleitung in die Therapie, mitbedingt auch durch Einschränkungen im Zuge der Corona-Pandemie. Dies zeigt, was für eine große Herausforderung die Anbindung von Patient*innen immer noch ist, und dass weitere Anstrengungen für einen Ausbau der Testlandschaft und der Übergänge in die Therapie notwendig sind.

Weitere Informationen sind abrufbar unter who.org.